JUDITH, ST. PETERSBURG EREMITAGE

Madonna von Castelfranco

Dieses Bild gehört zu den schönsten erhaltenen Werken von GIORGIONES bildhaft erzählender Kunstart. Es ist eine JUDITH von HÖCHSTER ZARTHEIT und GOLDENER WÄRME, wie sie ein nur großer Meister, zu dieser Zeit TIZIAN malen konnte Das Bild entstand, als in Venedig die geheimen Machenschaften der Jesuiten fast unerträglich wurden.

Judith setzt auf dem Bild ihren linken Fuß auf das Haupt von HOLOFERNES, der die Gesichtszüge von IGNATIUS VON LOYOLA trägt.

Der Kampf gegen die Jesuiten führte auf geheimnisvolle Verbindungen von VENEDIG nach RUSSLAND. Im Dichter F.M.DOSTOJEWSKI erstand der GESELLSCHAFT JESU der größte Gegner seit Pascal.

Alle Ziele des Jesuismus, das Streben nach der UNIVERSALHERRSCHAFT ROMS, das Eintreten für die Befähigung des menschlichen Verstandes zur Erhärtung des Glaubens, das Bemühen die strengen Lehren der Kirche den beschränkten Fähigkeiten der Menschen anzupassen und

DIE WELT MIT EINER
MORALTHEORIE
ZU „ENTSÜNDIGEN“

Alles dies um dessetwillen die JÜNGER LOYOLAS drei Jahrhunderte hindurch ihre ganze Tatkraft und ihren ganzen Opfermut aufwendeten, hat Dostojewski in der Legende vom „GROSSINQUISITOR“, als

DEN ÄRGSTEN ABFALL VON DER WAHREN LEHRE CHRISTI BEZEICHNET.

Dostojewskis Legende vom Großinquisitor war überzeugender als alle vorangegangenen antijesuitischen Schriften, denn er verfügte über eine VISIONÄRE GESTALTUNGSKRAFT die allein seiner Anklage die Wucht und Dauer zu verleihen vermochte.

SEINE ANKLAGE HAT BIS
AUF UNSERE TAGE NICHTS
VON IHRER LEBENDIG
BEZWINGENDEN WIRKUNG EINGEBÜSST.

 

Madonna von Castelfranco

Tizian

Die künstlerischen Bestrebungen, welche in der Renaissance die verschiedenen Richtungen zu vereinigen suchten, haben im MARIENKULT ihre Erfüllung gefunden. In zahllosen Abbildungen wurden Seelenstimmungen und Gefühle ausgedrückt, die sich als Sehnsucht im Menschen vorbereitet und nach einem Ziele hinstrebte, um zu einer Verinnerlichung zu kommen, die sich nur geistig in der Seele offenbaren kann.

Das MADONNENBILD wurde zum Geistesbild der Seele. Die höhere Seele ist die ewige Jungfrau, welche den Geist der Selbsterkenntnis empfangen hat. Sie hatte den WEITEN DUNKLEN ERDENMANTEL zurückgeschlagen, sie wurde damit MUTTER DER WELT.

So kam in die individuelle, menschliche Seele der Keim einer HOFFNUNG NACH ÜBER- IRDISCHER SCHÖNHEIT UND REINHEIT.

Die Imagination der Madonna wurde noch in der REFORMATION als eine Entstellung empfunden. Gegen dieses „IRDISCH WERDEN“ DER MUTTER" entstand die Meinung, daß der Madonnenkult nicht evangelisch sei und deshalb abzulehnen ist.

DER MENSCH IST DER HÖCHSTE, DER EIGENTLICHE GEGENSTAND BILDENDER KUNST. Um ihn zu verstehen und sich aus dem Labyrinth seines Körperbaues heraus zu entwickeln, ist eine allgemeine Kenntnis der inneren Natur unerläßlich.