DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE
Die Geburt eines Mythos

Kirchenkuppel von Neu Apollinare zu Ravenna


Der Mythos von Heiligen drei Königen stammt aus uralten Schriften.

MATTHÄUS - EVANGELIUM II/1-2:
„Da Jesus geboren war zu Bethlehem im Jüdischen Lande, zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen die Weisen vom Morgenlande gen Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben einen Stern gesehen im Morgenlande und sind ihn anzubeten ..

Die „WEISEN AUS DEM MORGENLANDE“ werden auch als „Magier“ bezeichnet. Was sind diese Magier?

Das Wort hatte eine lange Entwicklung durch das Mittelalter, die Neuzeit, bis in unsere Tage. Unter Magier versteht man Menschen, die sich in den Geheimwissenschaften und den okkulten Kräften auskennen. Sie konnten das Schicksal des Menschen aus dem Stand der Sterne ablesen.

Priester aus dem Morgenlande, dem Persischen Reich, erforschten einen hellen Stern. Nur im Matthäus-Evangelium ist der Bericht von Weisen aus dem Morgenlande. Im Laufe der Zeit erfuhren die Figuren der Weisen eine langsame Umgestaltung.

Im 7. Jahrhundert erwähnt ein englischer Mönch ihre Namen: KASPAR, MELCHIOR und BALTHASAR. Sie sind in vielen Bildern gut erkennbar, repräsentieren verschiedene Lebensalter und Kontinente. Kaspar ein Greis mit europäischen Gesichtszügen Melchior ein Asiate, Balthasar wird als jugendlicher Mohr gekennzeichnet.

Die Kirchenkuppel von Neu Apollinare zu Ravenna zeigt die drei Weisen als Mosaikbild, in byzantinischer Form mit wehendem Mantel und prygischer Mütze auf dem Kopf.

Im 8. Jahrhundert vollzieht sich die Verwandlung dieser drei MAGIER IN KÖNIGE. Es mag in der Absicht ge-schehen sein, die Bedeutung der Weisen auf den höchsten irdischen Rang zu erheben, dem von Königen. Durch das ganze Mittelalter bilden sie ein unerschöpfliches Motiv für die Maler.

Im Laufe der Zeit bekam auch der Bildaufbau symbolischen Charakter, eine Hälfte in irdischer Königspracht, die andere mit der Erscheinung des Göttlichen, die keines Prunks bedarf.

DIES IST DIE KULMINATION
IM LEBEN DER DREI KÖNIGE.

Ihr Rückweg nach der Berührung mit der höchsten Göttlichkeit bleibt ein Geheimnis. Nur im Matthäus – Evangelium: „...und zogen durch einen anderen Weg wieder in ihr Land.“

Damit ist das erste Wunder der mystischen Allegorie beendet. Nach der lebendigen Erscheinung der drei Weisen geschieht ein zweites Wunder:

KAISER FRIEDRICH I. BARBAROSSA schenkt nach der Eroberung Mailands die Gebeine der Heiligen Könige, die im 6. Jahrhundert von Konstantinopel nach Mailand kamen, seinem Kanzler, dem KÖLNER ERZBISCHOF RAINALD VON DASSEL, der sie 1164 in seinen Dom überführte. Durch den Besitz des Dreikönigschreins wurde Köln bis ins 18. Jahrhundert eine der bedeutendsten Wall- fahrtsstätten des Abendlandes.

So endet die Schicksalsreise der Heiligen Könige: von Persien über Bethlehem, Konstantinopel und Mailand nach Köln. Aus dem mystisch, nebelhaften Beginn heraus, verdichtet sich ihre Existenz mehr und mehr.

VON DER NAMENSGEBUNG ZU KÖRPERLICHEN ÜBERRESTEN
IM KÖLNER DOM,

Besucher können die Verleiblichung der frommen Sage heute noch bewundern. Das zeigt die KRAFT EINES MYTHOS, das FERNSTE WORT genügt, um in KONKRETE WIRKLICHKEIT gezwungen zu werden.

Es spielt dabei keine Rolle, ob Gebeine im Schrein liegen, oder nicht.

Die LEIBWERDUNG EINER IDEE ist das Entscheidende, einerlei von wo der Stoff kommt. Ihre EINKLEIDUNG IN KÖNIGSGESTALT, als der höchsten Form irdisch-menschlichen Seins, ist als SYMBOL der heutigen Welt verloren gegangen.

Die Anbetung der Könige ist ein
TRAUM DER MENSCHHEIT.
Ihre Rückkehr erkennen wir im
NEUEN MENSCHEN.

DER GEIST IST ES,
DER DIE WELT FORMT.

Und er ist es auch, der
die KÖNIGE ZU KÖNIGEN macht.