DER SONNENUNTERGANG
IL TRAMONTO

 

Das Bild zeigt symbolisch die Situation der Zeit und Venedigs Auseinandersetzung mit feindlichen Mächten.

Ein Kunstwerk ist immer als SYMBOL zu betrachten, es gibt nicht wieder, ES BEDEUTET. In der Kunst manifestiert sich die Ausein- andersetzung des Menschen mit der Außenwelt im Werk, in der Materialisation dieser Ausein- andersetzung und wird somit dem Betrachter zugänglich gemacht.

Das Kunstwerk ist ein neues und im höheren Sinne als die Natur, LEBENDES WESEN. Dem Beschauer wird die Botschaft übermittelt, erreicht wird DER ZUSTAND, IN DEM DAS KUNSTWERK GEBOREN WURDE. Er erfährt Befreiung von seiner Unkenntnis und ein erhöhtes Bewußtsein

Da, wo das Bewußtsein anfängt, beginnt das Kunstschaffen, da alles bewußt ist, ist auch in aller Natur Kunst. So ist alles Kunstschaffen Natur, weil das natürliche Streben im Leben sich als Kunst manifestiert.

LEBEN IST ENTWICKLUNG DER LIEBE, Kunst: Ausdruck und Entwicklung derselben. Zu einem Kunstwerk wird ein Werk dann, wenn sich in ihm unabhängig von seiner Zweckmäßigkeit ein GEFÜHLSÜBERSCHUSS BEI DER BETRACHTUNG ergibt, denn Kunst ist eine Sublimierung von Gefühlen die sich als Kraft manifestiert.

Auf irgendeine Art SYMBOLISIERT ALLE KUNST DIE LIEBE und befördert die Liebe zu dem, was außerhalb des Ego liegt, es ist nur ein gradueller Unterschied in dem, was ein Bild symbolisiert und in den Gefühlen die sie erwecken. Jeder Mensch versteht genau die Kunst, die dem eigenen Gefühlsniveau entspricht, aber nicht jeder ist sich seiner Gefühle bewußt.

Der menschliche Geist durchläuft in langer Entwicklung die ganze rationalistische Erkenntnis,

erst dann wird in ihm als letzte Resignation des Wissens das Gefühl für das DING AN SICH wieder wach. ZUVOR INSTINKT WIRD ES DANACH ZUR ERKENNTNIS.

Das Bild läßt uns in die venezianische Schicksalslandschaft blicken, derzeit strahlt in der Ferne friedlich und hell die Abendsonne in die blaue Lagune. Hügelig ansteigend mit Gebäuden und Befestigungen auf der Höhe ist das Festlandsgebiet der Republik dargestellt. Das für seinen Schutz notwendige Kernland Venedigs ist durch feindliche Mächte am meisten bedroht

Als einziger Staat in Italien genoß Venedig zu dieser Zeit den FRIEDEN IM INNEREN. Aus dieser Geborgenheit heraus entstand die Neigung zum angenehmen Leben, zur Menschlichkeit des Gefühls, die sie zum ersten modernen Volk in Europa machte.

Gewaltige Felsmauern beiderseits, die wie ein Fenster den Blick auf die Landschaft freigeben. Symbolische DARSTELLUNG DES SCHUTZES, den die Natur und überirdische Mächte der Republik gewähren. Auf dem Felsplateau der HL. GEORG, im Kam-pfe mit dem Drachen. Ungeheure Fabelwesen, nah beim schmalen Pfad, sie bedeuten die DUNKELMÄCHTE, die sogenannten ANTICHRISTEN.

Ein SCHICKSALSBILD, wo das Jenseits- als auch das Diesseitsgeschehen aufgezeigt wird, ist das Thema. Zu erkennen an den beiden Männern im Bildvordergrund. Der alte erfahrene Mann hilft dem Jungen am Fuß zur Erlangung der STANDFESTIGKEIT, wenn die GEFAHR AM GRÖSSTEN ist.

Sinnliches und Übersinnliches miteinander versöhnen, diese Kunst ist der Schlüssel zum inneren Wesen. Das Medium ist NATURSICHTIGKEIT.

Madonna von Castelfranco

Ein Kunstwerk ist keine Photographie, der Künstler hat eigene Gesetze. Sein Werk ist autonom, darum enthält ein Kunstwerk viel an Persönlichem.

In der schöpferischen Auseinandersetzung des Kunstwerks mit der Umwelt liegen wertvollste Ideen und seine Allgemeingültigkeit, diese stehen in engem Zusammenhang mit der GEISTESRICHTUNG SEINER ZEIT.

Es gibt im Grunde nur eine einzige Art von künstlerischer Naturanschauung für den Betrachter, die man als INTIM bezeichnet. Eine intime Landschaft ist objektive Wiedergabe, Ausschnitt eines großen Ganzen, um dieses Stück Natur unverstellt sprechen zu lassen, als eine Lebensmanifestation. Das Bild gibt in diesem Fall

DEUTUNG statt SCHILDERUNG
EREIGNIS statt EXISTENZ

In dieser Situation malt Giorgione das Bild DIE BEDRÄNGTE –eine Frau, Symbol der REPUBLIK VENEDIG, wird herumgezerrt und bedroht ..

d

Die WELTLICHE HERRSCHAFT DES PAPSTES verursachte das politische Elend in Italien, er setzte alle Hebel in Bewegung um militärische Hilfestellung der Republik Venedig für seine Machtkämpfe zu erzwingen. Bezeichnend ist der Einsatz der Mittel, um sein Ziel zu erreichen: VENEDIG IN SEINEN MACHTBEREICH ZU BRINGEN.

Die Republik Venedig hatte ein vitales Interesse an gutnachbarlichen Beziehungen zum OSMANISCHEN REICH.

Die Türken waren die einzige Macht, deren Wort von der Signora aufmerksam gehört wurde. Der Papst greift zur POLITISCHEN ERPRESSUNG, mit anderen Worten: DER SULTAN SOLL KRIEG FÜR IHN FÜHREN wenn sich die Signora nicht fügt. Der Sultan sandte seinen Gesandten nach Venedig, dort wußte man nicht, wo die größere Gefahr droht, der türkische Diplomat reiste ohne Zusage ab.

wq

Selbstbildnisse Giorgiones in Rüstung,
er forderte die
VERTEIDIGUNG DER FREIHEIT VENEDIGS

w

Es gelang dem Papst 1508, seinen HASS AUF VENEDIG - die Stadt wurde EXKOMMUNIZIERT – mit der LIGA von CAMBRAI umzusetzen. Ein Bündnis gegen Venedig mit Papst, Frankreich, Spanien und dem Kaiser.

Giorgio Cesare

Cesare Borgia bei seinem
ABLEBEN am 18. August 1503
schien alles bereits zu sein,
daß der Kirchenstaat in seine Hände fällt.

Der junge Tizian und Giorgione als Verteidiger von Venedigs Freiheit

 

Grundlage aller beteiligten Vertragsmächte: Eroberung und Aufteilung der venezianischen Festlandsgebiete.

Die päpstlich-türkische Interessensgemeinschaft war nach dem Versagen der Mission des Sultans gegen Venedig geschwächt, aber nicht aufgehoben. Es gelang dem Papst mit Hilfe Frankreichs und Spaniens eine neue Allianz gegen Venedig aufzubauen.

Der KRIEG GEGEN VENEDIG war somit eine beschlossene Sache – und UNHEIL brach über das Land herein.

Große Gebiete wurden von den feindlichen Truppen besetzt, doch Geldmangel zwang diese zum Rückzug.

Trotz gewaltiger Heeresmacht konnte Kaiser Maximilian die Stadt PADUA nicht erobern und verwüstete den Ort MESTRE. Von dort feuerte die Artillerie über 10 Kilometer Entfernung Salven nach Venedig hinein. Dieses Spektakel erzeugte Brände und viel ANGST IN DER BEVÖLKERUNG.

Giorgione schildert die Situation Venedigs. Dunkle Gestalten, allen voran der KLERUS, hier als DOMINIKANER dargestellt, VERLASSEN DIE STADT.

s

Solcher Prozeß muß gelebt werden:

DURCH ANGSTERREGUNG WIRD DER ZUR OBERFLÄCHE GEBRACHTE UNRAT EINER UMWANDLUNG UNTERWORFEN

Die SPREU muß sich
vom WEIZEN trennen.

 

ALLE AUFGESPEICHERTEN
NEGATIVEN GEDANKEN ENDEN
MEIST IN EINER FEUERSBRUNST.

Venedig war gedemütigt worden, der Papst hatte sein Ziel erreicht. Nun schwenkte er rasch um und verband sich mit der Republik, um in seinem Kampfe gegen die Fremden in Italien einen Verbündeten zu bekommen.

In der Hand des Papstes ruhten die Zügel der europäischen Politik. Solange der Kirchenstaat als Großmacht in Erscheinung zu treten versuchte und den Kampf mit überlegenen Mächten zu führen hatte, solange Nepoten auf die Außenpolitik Einfluß ausübten, war das Papsttum gezwungen, BEI DER GROSSMACHT ZUFLUCHT zu suchen, die in der Lage war, das Gleichgewicht wieder herzustellen, das OSMANISCHE REICH.

Italien war bis über die Mitte des Cinquecentro hinaus der Schauplatz für den französischen Kampf gegen die Habsburger. So wiederholte sich die politische Situation, daß

DER PAPST DEN SULTAN UM WAFFENHILFE ANGEHEN MUSS.